Anne-Marie Reinecker rückt in die Geschäftsführung.

Damit hat Movendo Consulting ab dem 14.02.2023 wieder eine Doppelspitze. In diesem Interview spricht Anne-Marie über ihren Blick auf diese neue Rolle, ihren Fokus und auf Zukunftsthemen.

Anni, du bereicherst Movendo ja schon seit längerer Zeit. Was schätzt du besonders an Movendo?
Ich schätze Movendo in vielerlei Hinsicht, vor allem für die Vielfältigkeit sowohl der Themen als auch der Menschen, die unter dem Movendo Dach zusammenkommen. Seit meinem Start 2012 hat Movendo sich stark entwickelt. Mit unserem Kernteam und weiteren 50 Beratern in unserer Community bewegen wir inzwischen viele unterschiedliche, auch internationale Projekte. Das macht die Arbeit sowohl inhaltlich als auch zwischenmenschlich superinteressant.
Wofür ich Movendo zudem ganz persönlich schätze, ist die Nähe innerhalb unseres Teams. Hier haben wir gerade in den letzten Jahren besonders dazugewonnen und es macht Spaß, auf einer so vertrauensvollen Basis zusammenzuarbeiten.

Welche Perspektive bringst du jetzt in deine neue Rolle ein? Wird es zum Beispiel Themen geben, die du mit Movendo zukünftig besonders fokussieren möchtest? 
Ich bringe viele verschiedene Perspektiven auf Movendo mit, denn gestartet bin ich als Praktikantin und war dann 2 Jahre Trainee, bevor ich 2017 wieder als Beraterin eingestiegen bin. Daher kenne ich die Entwicklung gut, die Movendo in dem letzten Jahrzehnt gemacht hat.
Diese Entwicklung ist immer davon geprägt worden, dass Entscheidungen gemeinschaftlich mit dem Team vorbereitet und getroffen wurden. Daran werden wir auch in der neuen Konstellation festhalten. Ein Fokus liegt zum Beispiel in diesem Jahr darauf, die Nähe sowohl im Kernteam als auch mit der Movendo Community und unseren Kunden weiter zu intensivieren. Deshalb haben wir uns als gesamtes Movendo-Team für dieses Jahr als neue strategische Ausrichtung „Echt. Vernetzt.“ auf die Fahne geschrieben. Ich sehe meine Aufgabe jetzt darin, dieses Motto weiter zu inspirieren und mit Leben zu füllen und darauf freue ich mich sehr.
Darüber hinaus ist es mir ein Anliegen, das wir uns im Markt weiterhin breit aufstellen. Um Vielfalt zu bewahren und aus dieser zu schöpfen, ist uns auch eine Branchendiversität in unserem Portfolio wichtig.

Was bewegt dich inhaltlich in deiner Rolle als Beraterin?
In meiner Rolle als Beraterin bewegen mich vor allem Veränderungsprozesse. In Organisationen sind diese oftmals sehr prozess- und inhaltsgetrieben. Es wird oft vergessen, die Menschen darin zu betrachten und mit einzubeziehen. Am Ende stehen sie dann – meist unglücklich - vor vollendeten Tatsachen. Das muss so nicht sein. Der größte Reiz meiner Arbeit liegt für mich vor allem darin, Menschen in Veränderungen dabei zu unterstützen, in Bewegung zu bleiben oder wieder in Bewegung zu kommen. Und damit meine ich in erster Linie handlungs- und sprachfähig zu sein. Das heißt auch, dass ich Management und Führungskräfte dabei unterstütze, ein Umfeld zu schaffen, wo Vertrauen den Ton bestimmt und so der Mut und das Engagement gegeben sind, Dinge anzugehen und neue Perspektiven und Wege zu wagen.

Worüber können Kunden mit dir ins Gespräch kommen? 
Über alle Themen rund um Führungs- und Unternehmenskultur natürlich, aber darüber hinaus gerne auch

  • zum Leben in Niedersachsen, dem Rheinland oder dem hohen Norden Hamburg 
  • zu Cambridge
  • zur Liebe zu Pferden

Ein Gespräch, was mich außerdem wirklich reizen würde, wäre eines, das beginnt mit: „Anne-Marie, uns steht eine Veränderung bevor. Es ist zwar noch etwas hin, aber wir möchten gerne jetzt schon einmal überlegen, wie wir sie gut einführen und umsetzen können. Wir möchten, dass alle Ebenen gut eingebunden sind.“ 
Ich finde es schade, wenn wir erst recht spät in einen Prozess dazukommen. Meist, wenn es schon irgendwo richtig knirscht. Auch das ist total okay und es ist spannend, gemeinsam mit dem Kunden eine Lösung zu finden. Dennoch wäre es reizvoll, den gemeinsamen Weg schon früher zu starten. 

In letzter Zeit finden sich auch kritischere Betrachtungen zu so gehypten Themen wie New Work und selbstorganisierter Arbeit. Was beobachtest du dazu? Welche Fragestellungen begegnen dir bei deinen Kunden zu solchen Trendthemen? Wie schätzt du die weitere Entwicklung ein?
Aus meiner Beobachtung heraus geht es nicht um eine Kritik an den Themen per se. Ich glaube auch nicht, dass sie weniger wichtig geworden sind. Die Kritik rührt vielmehr daher, dass lange Zeit versucht wurde, Themen wie agiles oder selbstorganisiertes Arbeiten einer Organisation überzustülpen, in der Hoffnung, dass keine Probleme mehr auftreten. Das große Erwachen kam aber doch immer recht schnell. Aus meiner Perspektive ist es genau deshalb etwas ruhiger geworden um diese Themen. Unternehmen haben erkannt, dass diese Trends keine Allheilmittel sind, sondern dass sie nur zweckdienlich einen Mehrwert liefern können. Auch ich darf mich „Agile Transformation Manager“ nennen und die Methoden und Tools dahinter sind gut und können hilfreich sein, aber immer nur zielgerichtet und in Verbindung mit einer entsprechenden Haltung.

Aus meiner Sicht wird es wird künftig viel mehr um das Thema Werte und damit verbunden auch ein Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Perspektiven von Generationen gehen. Meine Schwester z. B. hat mit Mitte 20 die klare Perspektive, dass sie definitiv keine 5 Tage Woche arbeiten möchte und damit ist sie nicht allein in ihrer Generation. Frei nach dem Motto von Frank Behrendt „Liebe dein Leben und nicht deinen Job“. Das klingt erst mal radikal, ist aber im Grunde ein wertvoller Gedanke. Und wenn wir uns diese Entwicklung anschauen, werden es Unternehmen und Führungskräfte noch sehr viel nötiger haben, ihre Werte und auch ihre Kultur und Haltung zu hinterfragen. Denn es muss perspektivisch ein anderes Arbeitsumfeld geschaffen werden, in dem junge Talente gerne arbeiten. Da kann dann selbstorganisierte Arbeit ein Mittel zum Zweck sein, um für eben diese Attraktivität und damit Zufriedenheit bei Mitarbeitern zu sorgen. Mich freut es bei diesen Überlegungen immer, dass ich den Movendo-Style der Zusammenarbeit als ein gutes Beispiel vor Augen habe. 
Bestimmt wird es aber auch noch einige andere wichtige Themen geben, denn Menschen sind ja bekanntlich unterschiedlich und Unternehmen und ihre spezifischen Herausforderungen ebenso. 

Was wünschst du dir persönlich für deine ersten 90 Tage in deiner neuen Rolle?
Persönlich wünsche ich mir, dass mir die Balance zwischen junger Mutter, Ehefrau und Geschäftsführerin gut gelingen wird. 

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