#favouritemodel No. 27 - Das GRIP Modell

„Manage the fishtank – not the fish” (sinngemäß zitiert nach William Tate, Institute for Systemic Leadership). Dieses Zitat ist ehrlich gesagt schon ein #favouritemodel an sich für mich. Es verschiebt nämlich den Fokus vom Individuum zum Kontext, in dem wir handeln und ist damit ein wertvolles Tool für Führungshandeln.

Gerade wenn es um die Zusammenarbeit in Teams geht, wird die Frage nach der Gestaltung des „Fishtanks“, also, des Zusammenhangs, in dem ein Team agiert, besonders konkret und fassbar. Als Führungskraft gilt es gemeinsam mit dem Team den Handlungsrahmen so zu gestalten, dass selbstorganisiertes und eigenverantwortliches Arbeiten möglich wird. Das Modell, das ich heute vorstelle, „GRIP“ gibt dafür einen Rahmen an die Hand, welche Themenbereiche wir dabei abdecken müssen, damit im Team ausreichend Orientierung und ein klares Bild über die gemeinsamen Ziele, Rollen, Interaktionen und Prozesse entsteht. GRIP hilft uns die Leitplanken zu stecken, innerhalb derer sich jeder und jede bewegen und seine Fähigkeiten und Kompetenzen entfalten kann.

Die erste Leitplanke ist das „G“. Es steht für „Goals“, und meint alles, was mit den Thema Ziele zu tun hat. Darunter fallen auch die Vision (des Teams, des Bereichs, des Unternehmens) und die Mission eines Teams. Alles was Orientierung über die Richtung gibt, in die wir uns bewegen wollen.

Leitplanke zwei, das „R“, steht für „Roles“ und umfasst Rollen und Verantwortlichkeiten der Teammitglieder. Vieles davon findet man in formalen Rollen- und Tätigkeitsbeschreibungen. Doch vieles des „Wer macht was? Wer ist Ansprechpartner / Experte wofür?“ ist in vielen Teams nicht dokumentiert und ich muss mich beispielsweise als Neuling lange durchfragen, um das Gesamtbild zu bekommen. Es lohnt sich auch, soziale Rollen, die sich implizit entwickeln, wie „der Kümmerer“, „die Seelsorgerin“, „die Antreiberin“, zu thematisieren und gemeinsam zu reflektieren.

Mit dem „I“, das für „Interactions“ steht, ist alles gemeint, was unsere Interaktionen steuert und beeinflusst, wie Normen und Werte, Teamregeln und -gepflogenheiten. Gerade hier gibt es häufig mehr implizite als explizit festgeschriebene und ausgesprochene Regeln und Gewohnheiten und es ist hilfreich, dies gemeinsam zu beleuchten und zu besprechen.

Das „P“ für „Processes“ umfasst alle Prozesse innerhalb des Teams aber auch alle, in die das Team, z. B. durch Schnittstellen (mit anderen Teams oder Abteilungen oder im Gesamtunternehmen) eingebunden ist. Auch hier lohnt es sich, den Blick einmal auf Abläufe zu werfen, die sich mit der Zeit „eingeschlichen“ haben. Sollten wir an diesen festhalten und sie sinnvollerweise institutionalisieren oder behindern sie uns eher, schränken die Ressourcen oder Handlungsmöglichkeiten von Teammitgliedern ein? Über welchen Prozess gibt es immer wieder Missverständnisse? Wo läuft es reibungslos und wo holpert es immer wieder und woran könnte das liegen?

Wie hilft mein #favouritemodel dir?

Zu jedem der 4 Bereiche kannst du mit dem Team ausführlich arbeiten und möglicherweise schon einen ganzen Workshop Tag mit der Bearbeitung eines Buchstaben füllen. Bevor du dich gemeinsam im Team zu den GRIP Dimensionen austauschst , solltest du dir selbst zu allen Aspekten Gedanken machen:

  • Wo habe ich klare Vorstellungen, von denen ich nicht abrücken möchte, und welche Themen möchte ich gemeinsam mit dem Team definieren?
  • Was sind meine Erwartungen als Führungskraft?
  • Welche Erwartungen vermute ich bei den Teammitgliedern?

Anschließend geht es in die Diskussion, über ein gemeinsames GRIP für das Team. Dabei sollte der Austausch genug Raum lassen, das jede/r erst einmal seine Wünsche und Bedürfnisse einbringen kann. Im zweiten Schritt werden diese dann übereinandergelegt und Vereinbarungen getroffen. Wie intensiv ihr die 4 Bereiche im Team thematisiert, wieviel du als Führungskraft schon vorgibst oder erst nach der Bearbeitung durch das Team mit deinen Vorstellungen abgleichst – da ist viel Variabilität. Klar ist, jedes Team braucht eine grundlegende Verständigung über diese 4 Leitplanken um zielgerichtet und abgestimmt miteinander arbeiten zu können.

Ein P.S.: Ergänzen möchte ich diesen Text mit dem Verweis auf das #favoritemodel: #No.12 „Considering the context”, der das Augenmerk auf sog. „problematische Mitarbeiter“ legt und warum es hilfreich ist nach Gründen für „störendes“ Verhalten im Kontext (also im Aquarium und nicht beim Fisch selbst) zu suchen.

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#favouritemodel No. 24 - Umgang mit komplexen Aufgaben: Wann hast du das letzte Mal einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin, die mit einem Problem zu dir kamen, geantwortet: „Gut, ich verstehe dein…
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#favouritemodel No.12 - Den Kontext beachten: Unter uns: Würdest du bei „Rot“ über die Ampel gehen? Nach einem empörten „natürlich nicht!“ sagst du vielleicht: „Es kommt darauf an....“
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#favouritemodels No. 7 - Motivation: Wie kann ich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser motivieren? Diese Frage wird mir in meiner Arbeit mit Führungskräften sehr häufig gestellt.
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