Created by Karen Krogel

#favouritemodels No. 7 - Motivation

Wie kann ich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser motivieren? Diese Frage wird mir in meiner Arbeit mit Führungskräften sehr häufig gestellt.

Gar nicht! Könnte man schlicht und ergreifend antworten, wenn man von einer systemischen Sichtweise ausgeht – wie wir es in der Beratung tun. Doch dieser Text soll nicht von Ohnmacht handeln, sondern helfen, den komplexen Herausforderungen zu begegnen, die sich daraus ergeben, dass wir es in der Führung immer mit anderen Individuen zu tun haben, die wir nicht operativ steuern können.

Doch von vorn: wieso glaube ich nicht, dass man Menschen motivieren kann? Vielleicht ist es ein wenig Wortklauberei, aber ich bin der Überzeugung man kann Menschen durch das eigene Tun zwar sehr unmittelbar de-motivieren, nicht jedoch sie im Sinne eines Ursache- Wirkung-Zusammenhangs motivieren – so nach dem Motto: ich tue dies und dann tut er/sie jenes. (Sowas würde man übrigens Manipulation nennen).

Diese Auffassung von Motivation berücksichtigt viel stärker die Komplexität in der Interaktion mit anderen lebenden Systemen und dass jeder Mensch als ein ebensolches lebendes System für sein eigenes Handeln verantwortlich ist.

Damit knüpft sie ganz eng an den Gedanken an, dass ich als Führungskraft diejenige bin, die den Rahmen für und mit meinem Team gestaltet, in dem es Leistung erbringen soll und kann (#favouritemodels No. 1). Für die Motivation des einzelnen nutzen wir das Bild der Führungskraft als Gärtner und der Motivation als Pflanze, die man zum Gedeihen bringen möchte.

Was steckt hinter dieser Metapher?

Um schöne, gut gedeihende Pflanzen zu haben, die auch den nächsten Starkregen gut überstehen, muss ich mich mit der Pflanze beschäftigen. Ich muss mich informieren, welche Bedingungen braucht sie? Welche Umgebung, wieviel Sonne, wieviel Schatten und Wasser, welche Erde hilft größere Blüten auszubilden usw. Stellen wir uns nur einmal vor, der Gärtner würde das, was ihm persönlich guttut, 1:1 auf jede Pflanze im Garten übertragen - oder an der Pflanze ziehen, damit sie schneller wächst. Absurde Vorstellung? Genau das machen wir oft, wenn wir andere motivieren wollen! Wir gehen davon aus, was uns selbst motiviert, das spornt auch andere an. Doch Motivation ist ein emotionaler Zustand und damit immer subjektiv geprägt. Es gibt zwar gemeinsame Faktoren, die i.d.R. alle Menschen positiv beeinflussen – wie beispielsweise die empfundene Selbstwirksamkeit, Handlungsfreiraum, Erfolgserlebnisse, Glaube an das Ziel und einen geteilten höheren Sinn – doch diese Faktoren werden sehr individuell wahrgenommen. Was den einen antreibt, lässt die andere eher kalt oder ratlos zurück.

Das großartige ist: Wir können über unsere „Pflanzen“ eine Menge in Erfahrung bringen, wenn wir unsere Mitarbeiter fragen, was für sie selbst wichtig ist.

Ich mag dieses Modell besonders, weil es die Frage neu stellt: wer ist eigentlich verantwortlich für die Motivation im Team? Oft habe ich mitbekommen, wie sehr sich Führungskräfte den Kopf zerbrechen und sich wirklich anstrengen, die besten Motivationsfaktoren für ihre Mitarbeiterinnen zu finden. Mit der dargestellten Metapher wird klar: ich als Führungskraft bin verantwortlich dafür, die Umgebung zu gestalten. Dazu kann und sollte ich ins Gespräch mit meinem Team gehen, um herauszufinden, welche Bedingungen als förderlich, welche als hinderlich erlebt werden. Aber mit wieviel Energie, Anstrengung und Ausdauer die Mitarbeiter ihre Aufgaben angehen, kann ich nur indirekt beeinflussen und somit auch nicht die Verantwortung für diese Motivation übernehmen. Diesen Gedanken finden viele Führungskräfte sehr entlastend.

Wie hilft mein #favouritemodel dir?

Du hast das Gefühl, du bist mit „deinem Latein am Ende“? Hast „alles schon probiert“, um deine Mitarbeiterinnen zu motivieren?
Die einfache Antwort: wenn alles, was du tust, nicht hilft, dann lass es!

Gehe mit deinen Mitarbeitern und deinem Team in den Austausch! Frage: „Was brauchst du individuell?“, „Was braucht ihr als Gruppe, um euch motivieren zu können?“ Mit der Hilfe dieser Informationen kannst du als Führungskraft hoffentlich (im Rahmen aller organisationalen Gegebenheiten) die optimale Umgebung schaffen.

Ob daraus die gewünschte Motivation entsteht? Belasse die Verantwortung dafür beim Individuum, denn du hast deinen Beitrag geleistet und die Voraussetzungen dafür geschaffen. An der Pflanze ziehen, damit sie schneller wächst oder schöner blüht, kannst du nicht!

Artikel

#favouritemodel No. 27 - Das GRIP Modell: „Manage the fishtank – not the fish” (sinngemäß zitiert nach William Tate, Institute for Systemic Leadership). Dieses Zitat ist ehrlich gesagt schon…
Hier weiterlesen

#favouritemodel No. 24 - Umgang mit komplexen Aufgaben: Wann hast du das letzte Mal einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin, die mit einem Problem zu dir kamen, geantwortet: „Gut, ich verstehe dein…
Hier weiterlesen

#favouritemodel No.12 - Den Kontext beachten: Unter uns: Würdest du bei „Rot“ über die Ampel gehen? Nach einem empörten „natürlich nicht!“ sagst du vielleicht: „Es kommt darauf an....“
Hier weiterlesen