Created by Katrin Aust

#favouritemodel No. 31 - Die Kunst, zu delegieren

Einer der Hauptgründe, Aufgaben zu delegieren ist, „To set people up for success“, also die Mitarbeitenden zu befähigen. Hierbei steht das Erlernen im Vordergrund. Selbstverständlich finden sich noch viele weitere Motive fürs Delegieren, z.B. die andere Person kann es besser, hat mehr Spaß an der Aufgabe oder hat schlichtweg mehr Zeit, sich darum zu kümmern.

Auf der anderen Seite finde ich auch jeden Tag Gründe, die mich eben nicht delegieren lassen. Ein „sauberes“ Delegieren bedeutet eine zeitliche Investition, vor allem, wenn ich die Aufgabe in einem Dialog übergebe. Oft habe ich vermeintlich diese Zeit nicht, ich habe die Aufgabe „mal eben schnell selbst erledigt“, ich mache genau diese Aufgabe besonders gerne oder mir fehlt schlicht das Vertrauen in mein Gegenüber. Jedoch, genau hier setzt die Kunst des Delegierens, „The ART of delegation“ an.

Etwas zu delegieren bedeutet, neben der eigentlichen Aufgabe, drei Dinge zu übergeben:

I. Authority (Autorität)
Wenn ich eine Aufgabe an mein Gegenüber übertrage, ist es wichtig, dass dies ein offizieller Schritt ist. Gegebenenfalls braucht die Person Unterstützung oder Informationen von Dritten. Damit sie oder er hier handlungsfähig bleibt, ist es nicht nur notwendig, dass ihr/ihm die Autorität übertragen wurde, sondern auch, dass dies an alle weiteren Beteiligten kommuniziert ist.

II. Responsibility (Verantwortung)
Um eine Aufgabe lösungsorientiert zu bearbeiten, ist die Freiheit entscheiden zu dürfen, welchen Weg er oder sie hierbei gehen möchte und welche Schritte wann die richtigen sind, von großer Bedeutung. Es ist wichtig, dass sie oder er die Verantwortung für den Prozess der Erarbeitung sowie für das Ergebnis der Aufgabe trägt. Gleichzeitig entbindet dies mich als Delegierenden NICHT davon, eine Gesamtverantwortung (Accountability) zu tragen, falls beispielsweise etwas schiefgeht.

III. Trust (Vertrauen)
Eine Aufgabe, die eigentlich auf meinem Tisch liegt, zu übergeben, gepaart mit der Autorität und der Verantwortung setzt Vertrauen voraus. Vertrauen in die andere Person, Vertrauen in die Fähigkeiten und Vertrauen in die Verlässlichkeit des Gegenübers. Ich lege den Prozess und das mögliche Ergebnis in andere Hände, werde aber gegebenenfalls meinen Kopf hinhalten müssen, falls etwas nicht funktioniert.

Wie hilft mein #favouritemodel dir?

Die Verlockung, eine Aufgabe „mal eben über den Zaun zu werfen“ oder „eben kurz den Kopf in die Tür zu stecken“ und eine Aufgabe mit zwei Sätzen zu übergeben scheint in einem ersten Impuls und mit Blick auf die eigene zeitliche Anspannung groß. Aus meiner Sicht ist es aber nicht nur sinnvoll und hilfreich zu delegieren, es ist sogar die Pflicht einer Führungskraft, um sicherzustellen, dass die Mitarbeitenden lernen und sich weiterentwickeln. Die oft genannte Herausforderung oder Hürde der zeitlichen Investition stellt zudem eine „Falle“ dar. Denn je weniger ich delegiere, desto weniger kann ich im Notfall tatsächlich auch abgeben und desto weniger sind meine Mitarbeiter für ihren eigenen Erfolg gut aufgestellt.

Meine klare Empfehlung ist daher: Nimm dir tatsächlich die Zeit, setze dich mit deinen Mitarbeitenden zusammen und sprecht die zu delegierende Aufgabe gemeinsam explizit durch: Bis wann soll sie erledigt sein, was gibt es dazu schon, wer kann noch unterstützen und Fragen beantworten und wie genau soll das Ergebnis aussehen?

Am Ende ist es ein großartiges Gefühl, eine Aufgabe weniger auf dem eigenen Tisch und gleichzeitig mehr motivierte, befähigte Mitarbeitende im Team zu haben.

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